Heute möchte ich mich gerne an der Blogparade von Glücksagent Marie zum Thema Glücklich sein und Glück verteilen beteiligen. Passt ja schließlich hervorragend auf meinen Blog ;.). Danke an Marie für diese wunderbare Möglichkeit.
Was bedeutet Glück für mich?
Natürlich gibt es zahlreiche Faktoren, die unser Glücklichsein beeinflussen. Mit meinen Glücksbausteinen habe ich vor einer Weile begonnen, die Dinge unter die Lupe zu nehmen, die mir persönlich ganz besonders wichtig sind und zu meinem Glück einen großen Beitrag leisten. Heute möchte ich mich einem Glücksbaustein widmen, der mir besonders am Herzen liegt und der in unserem Alltag eine wichtige Rolle spielt und einen enormen Einfluss auf unsere Beziehungen haben kann.
Glücksbaustein: Achtsames Zuhören
Was macht mich glücklich?
Für mich persönlich ist die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen ein ganz wichtiger Faktor.
Sicher hast du es auch schon einmal erlebt:
Du bist mies drauf gewesen und dann hat dich aus heiterem Himmel ein Passant ganz freundlich angelächelt – und schon war deine schlechte Laune wie weggeblasen.
Oder du bist traurig gewesen und ein guter Freund hat dir zugehört und dich getröstet – und du hast dich gleich besser gefühlt, auch wenn dein Problem damit vielleicht noch gar nicht gelöst war.
Wenn wir Probleme haben und uns schlecht fühlen, suchen wir oft menschlichen Kontakt, um Trost zu bekommen, uns verstanden zu fühlen, aufgebaut zu werden oder auch einfach nur, um uns mal richtig auszukotzen.
Beziehungen erfüllen uns unsere sozialen Bedürfnisse, wie Zugehörigkeit, Kommunikation, Gemeinschaft, Unterstützung, Zuneigung, Verstanden-Werden und auch Liebe und körperliche Zuwendung.
Viele dieser menschlichen Bedürfnisse kann mir bspw. mein Partner, ein guter Freund oder auch ein Familienmitglied erfüllen.
Ob und wie gut diese Bedürfnisse erfüllt werden, hängt aber sehr stark von der Qualität unserer Beziehungen ab. Und diese Qualität wird maßgeblich dadurch bestimmt, wie wir miteinander kommunizieren.
Ein ganz wichtiger Teil der Kommunikation ist das Zuhören.
Leider habe ich in meinem Leben schon ziemlich häufig die Erfahrung gemacht, dass nicht richtig zugehört wird.
Vielmehr ist es häufig so, dass jeder etwas erzählen will – gerade dann, wenn mehrere Menschen aufeinander treffen. Viele haben ein riesiges Mitteilungsbedürfnis und reden ohne Pause. Jegliche Stille wird mit meist belanglosem Geschwätz gefüllt.
Solche Begegnungen hinterlassen bei mir immer ein etwas flaues und unbefriedigtes Gefühl im Bauch. Es macht mich sogar traurig, wenn Menschen beisammen sind, und jeder nur vor sich hin monologisiert, ohne wirklich auf den anderen einzugehen. In solchen Momenten fühle ich mich oft einsam und überhaupt nicht glücklich.
Nur wenn wir wirklich Zuhören, können wir den anderen wahrnehmen
Für mich spielt es im Kontakt mit anderen Menschen eine große Rolle, ob diese mir wirklich zuhören. Denn dies ist entscheidend für mich, ob ich mich wohl fühle und ob ich verstanden werde.
Wir alle wollen wahrgenommen werden, als der Mensch, der wir wirklich sind.
Momo
Vielleicht kennst du ja das Buch „Momo“ von Michael Ende (hier habe ich schon mal davon berichtet). Ein großes Thema im Buch ist die wunderbare Fähigkeit von Momo, zuzuhören.
"Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten.
Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten.
Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.
So konnte Momo zuhören!"
Beim achtsamen Zuhören geht es also um Aufmerksamkeit und Wertschätzung für mein Gegenüber. Es geht nicht darum, Ratschläge zu erteilen, zu bewerten oder gar zu urteilen. Wenn ich wirklich zuhöre, dann tauche ich in die Gefühls- und Gedankenwelt meines Gegenübers ein.
Wie mache ich andere Menschen glücklich?
Was ich selber zum Glücklichsein benötige, kann ich anderen durch achtsames Zuhören natürlich auch geben – so wie Momo es macht.
Wichtig dabei ist, dass ich mir ganz achtsam meine eigenen Impulse anschaue und nicht sofort reagiere, wenn ein anderer Mensch mir etwas sagt. Ich höre zu und versuche zu erkennen, was dieser Mensch mir sagen will, welche Stimmung und Emotionen er hat und welche Intention er vielleicht mit dem Gesagten hat.
Ganz wichtig dabei ist: es geht hier nicht um mich, sondern um mein Gegenüber. Das heißt, ich versuche Impulse (wie: ich möchte der Person einen tollen Ratschlag geben, oder: mir fällt zu dem gleichen Thema auch eine tolle Geschichte ein) zu unterdrücken.
Die Momo-Übung
Das Schöne ist: achtsames Zuhören können wir üben. Und dafür gibt es jeden Tag zahlreiche Gelegenheiten: in der Familie, bei der Arbeit oder mit Freunden und Bekannten.
Besonders wirkungsvoll ist es auch, wenn wir das achtsame Zuhören als Ritual in unseren Alltag einbauen: beispielsweise können wir einmal in der Woche mit unserem Partner oder auch einem guten Freund die Momo-Übung praktizieren.
Nehmt euch dafür ca. eine halbe Stunde Zeit. Einer beginnt und bekommt ungefähr 10 Minuten, in denen er einfach erzählen darf, wie es ihm geht und was ihm auf dem Herzen liegt. Hierbei gibt es nur eine Spielregel: dem anderen keine Vorwürfe machen.
Als Zuhörer sind folgende Dinge wichtig:
Dem anderen Raum und Zeit geben
Sich voll und ganz auf die andere Person konzentrieren
Die eigenen Impulse wahrnehmen (nicht direkt auf das reagieren, was der andere sagt)
Pausen aushalten
Im Hier & Jetzt sein
Nicht werten!
Der Erzählende ist wichtig!
Danach wird gewechselt und der andere darf erzählen.
Im Anschluss könnt ihr noch ein kleines Feedbackgespräch führen: Wie ging es euch bei dieser Übung? Wie fühlt es sich an, wenn jemand wirklich zuhört? Was macht das mit euch?
Wenn ihr etwas Übung habt, könnt ihr die Redezeit auch nach und nach verlängern.
Probiert es aus und ich verspreche euch, die Qualität eurer Beziehungen wird sich ändern. Schreibt mir gerne, welche Erfahrungen ihr damit macht und wie euer Umfeld darauf reagiert.
Viele Grüße
Julia
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